đŸ„‹ Nach der guten Runde einfach aufhören? Warum du dir damit langfristig selbst im Weg stehst.

Du hast gerade eine richtig gute Runde gerollt. Du hast dominiert, deine Technik hat geklickt, vielleicht sogar einen deutlich stĂ€rkeren Partner kontrolliert oder getappt. Du fĂŒhlst dich auf dem Höhepunkt – physisch, mental, emotional.

Und dann kommt der Impuls:

„Ich hör jetzt auf. Besser wird’s heute eh nicht.“

VerstÀndlich. Aber langfristig problematisch.

Denn auch wenn es sich in dem Moment klug oder erwachsen anfĂŒhlt –
in vielen FĂ€llen ist es einfach ein geschickt getarnter Selbstschutz.
Und der bremst dich.

🧠 1. Warum du wirklich aufhören willst

Du kennst das GefĂŒhl: Du hast abgeliefert. Alles hat gepasst.
Und innerlich flĂŒstert etwas: „Beenden, solange’s gut ist.“

Aber dieser Reflex hat selten etwas mit Strategie zu tun.
Viel öfter ist es das Ego. Und zwar in einer seiner subtilsten Formen:

  • Du willst das gute GefĂŒhl konservieren

  • Du willst die Runde „in Erinnerung behalten“

  • Du willst nicht, dass eine schlechte Runde das Ganze wieder kaputtmacht

Was dahinter steckt:
Du willst Kontrolle. Über das eigene Bild. Über das Standing im Gym.
Über das Narrativ von dir selbst: „Heute war ich richtig gut.“

Und genau das verhindert echtes Wachstum.

đŸ„” 2. Die wichtigste Entwicklung kommt nach der guten Runde

Denn was bringt dich im Training langfristig wirklich weiter?

  • Wiederholung?

  • Schwitzen?

  • Gute Tage?

Nein.
Es ist die FĂ€higkeit, mit der nĂ€chsten Runde umzugehen – auch wenn sie dich aus deiner Komfortzone wirft.

Die starke Runde zeigt, was du kannst.
Die darauffolgende schwÀchere Runde zeigt, wie stabil du bist.

Wenn du nur in guten Momenten prĂ€sent bist, baust du kein Fundament –
du sammelst Highlights. Aber keine Substanz.

⚖ 3. Dein Nervensystem will RegelmĂ€ĂŸigkeit, nicht Ausnahmezustand

Wenn du nach der starken Runde sofort aufhörst, trainierst du deinem Körper und Kopf Folgendes ein:

  • Nur Top-Leistung ist akzeptabel.

  • Wir hören auf, wenn’s am besten ist.

  • Fehler danach wĂŒrden alles zerstören.

Das heißt: Du verstĂ€rkst unbewusst ein Muster, das auf Vermeidung basiert.

Was du stattdessen brauchst:
Ein Nervensystem, das auch nach einem Highlight entspannt weitermachen kann.

âžĄïž So wirst du im Wettkampf stabiler.
âžĄïž So bleibst du auch nach einem RĂŒckschlag ruhig.
âžĄïž So entwickelst du Resilienz – nicht nur Skills.

💡 4. Die guten Runden sind da, um dich zu kalibrieren – nicht zu definieren

NatĂŒrlich darfst du stolz sein, wenn du eine dominante Runde hattest.
NatĂŒrlich sollst du dich freuen, wenn alles klickt.

Aber:

  • Eine starke Runde bedeutet nicht: „Ich bin jetzt fertig.“

  • Und eine schlechte Runde danach bedeutet nicht: „Ich bin gescheitert.“

Beides gehört zusammen.

Das Zusammenspiel aus Hoch und Tief – aus Gelingen und Scheitern –
ist das, was deinen Stil, deine Psyche und dein Vertrauen formt.

Wenn du dir die zweite HĂ€lfte verweigerst, bleibt dein Bild von dir selbst immer lĂŒckenhaft.

📉 5. Und wenn’s danach wirklich schlechter wird?

Ja, das kann passieren. Vielleicht ist der nÀchste Runde gegen jemanden, der dich sofort platt macht.
Vielleicht wirst du getappt. Vielleicht wirkt die starke Runde plötzlich wie ein Ausrutscher.

Aber genau hier entsteht das echte Selbstbewusstsein.

Nicht durch VerdrĂ€ngung – sondern durch das Wiederholen, Integrieren und Dranbleiben.

Du bist nicht dein letzter Tap.
Du bist nicht dein letzter Sweep.
Du bist das, was du aus beidem machst.

🔁 6. Und wenn du wirklich aufhören musst?

NatĂŒrlich: Es gibt auch legitime GrĂŒnde, nach einer Runde Schluss zu machen.

  • Du bist verletzt oder merkst, dass was nicht stimmt.

  • Du hast dich in einem klaren Trainingsplan auf wenige Runden festgelegt.

  • Du musst los, der Bus fĂ€hrt, dein Kind wartet.

Alles okay.

Aber wenn du’s nur machst, weil dein Ego auf Nummer sicher gehen will –
dann ĂŒberleg nochmal.
Denn das GefĂŒhl, auf einem Hoch zu enden, ist verfĂŒhrerisch –
aber es ist selten das, was dich wirklich stÀrker macht.

📌 Fazit: Hör nicht auf, wenn’s gut lĂ€uft. Sondern lerne, gut weiterzumachen.

Die guten Runden sind wichtig. Sie geben Selbstvertrauen.
Aber sie sind kein Grund, das Training sofort zu beenden.

Denn wer nur aufhört, wenn’s gut lĂ€uft – verlernt, mit Schwankungen umzugehen.
Und wer das nicht kann, wird nie stabil. Nie tief. Nie verlĂ€sslich – weder fĂŒr sich selbst noch im Wettkampf.

Besser:
Freu dich ĂŒber die gute Runde.
Nimm das Momentum mit.
Und dann: bleib auf der Matte.

Denn wie du nach der starken Runde reagierst –
entscheidet, wie stark du wirklich wirst.

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