Wie viel Ausrüstung braucht man im BJJ – und warum?
Wer mit Brazilian Jiu-Jitsu anfängt, stellt sich meistens ganz am Anfang eine recht einfache Frage: Was brauche ich eigentlich an Ausrüstung? Meistens denkt man zunächst an das Nötigste – ein Gi, ein Gürtel, vielleicht ein Rashguard für No-Gi. Und dann merkt man sehr schnell, dass das nicht reicht. Denn so funktional, robust und sportlich die Sachen auch sind: sie müssen gepflegt werden, sie brauchen ihre Zeit zum Trocknen, und sie müssen regelmäßig ersetzt oder ergänzt werden.
Dieser Text soll einen realistischen Überblick geben, was man wirklich braucht – nicht auf dem Papier, sondern im Trainingsalltag. Er erklärt, warum ein einzelner Gi meist schon nach der ersten Woche nicht mehr reicht, wieso man Rashguards nie genug haben kann und warum Shorts zwar langlebig wirken, aber trotzdem in die Rotation gehören. Und er zeigt, wie man mit guter Pflege nicht nur Geld spart, sondern auch Respekt zeigt – sich selbst, seinen Partnern und dem Sport gegenüber.
Gis – warum drei das Minimum sind
Der Gi ist das zentrale Kleidungsstück im klassischen Jiu-Jitsu. Meist besteht er zu 100 % aus Baumwolle, ist extrem robust, aber auch schwer – besonders im feuchten Zustand. Wer denkt, dass ein einzelner Gi reicht, wird ziemlich schnell feststellen, dass das nur bei einem Training pro Woche halbwegs funktioniert – und selbst da nur unter Idealbedingungen.
Denn ein nasser Gi trocknet nicht über Nacht – besonders nicht in einer schlecht belüfteten Wohnung oder im Winter. Und selbst wenn: man will sich am nächsten Tag nicht wieder in einen halbtrockenen, steifen Stoffanzug zwängen. Wer mehrmals pro Woche trainiert, braucht drei bis vier Gis, sonst wird Wäschemanagement zur Stressfalle.
Gleichzeitig sollte man den Gi nicht in den Trockner werfen, auch wenn man es aus Bequemlichkeit gerne tun würde. Selbst sogenannte „pre-shrunk“-Modelle, also vorgeschrumpfte Stoffe, laufen oft noch ein bis zwei Zentimeter ein – nicht sofort, aber über die Zeit. Das mag unkritisch wirken, aber gerade bei einem ohnehin engen Fit verändert das die Passform merklich. Manche machen das gezielt, um einen zu großen Gi zu verkleinern – aber als Standardlösung ist es keine gute Idee.
Wer lange etwas von seinen Gis haben will, sollte sie an der Luft trocknen lassen, bestenfalls draußen oder im Durchzug. Und: der Gürtel gehört mitgewaschen. Auch wenn sich hartnäckig das Märchen hält, man dürfe den Gürtel nicht waschen – Bakterien halten sich nicht an Traditionen. Wenn du mit einem muffigen Gürtel rollst, ist das nicht nur unangenehm, sondern auch unhygienisch.
Rashguards – unterschätzt und oft gebraucht
Rashguards sind Pflicht – nicht nur im No-Gi, sondern fast immer auch unter dem Gi. In vielen Gyms ist das Standard, und das aus gutem Grund: Ein Rashguard reduziert die Reibung, schützt vor Mattenbrand und saugt Schweiß auf, bevor er sich in den Gi frisst.
Aber genau deshalb reichen zwei oder drei Rashguards nicht lange. Denn du trägst sie bei fast jedem Training, oft auch zweimal täglich, und sie müssen jedes Mal in die Wäsche. Anders als Baumwolle trocknet das Stretch-Material zwar schneller – aber es ist auch empfindlicher. Wer sie regelmäßig in den Trockner steckt, merkt irgendwann, dass sie ausleiern, sie verblassen oder die Fasern dünner werden.
Fünf bis acht Rashguards sind für die meisten ideal. Damit kannst du mehrere Einheiten abdecken, ohne ständig hinterherzuwaschen, und musst dir keine Sorgen machen, wenn einer noch feucht ist oder in der Sporttasche vergessen wurde. Wer besonders viel trainiert oder häufiger auf Reisen ist, wird eher mit acht oder mehr Rashguards glücklich. Und wer regelmäßig No-Gi macht, braucht sowieso mehr als nur zwei.
Shorts – robust, aber nicht unendlich
Im Vergleich zu Rashguards und Gis wirken Shorts oft wie die entspannteste Kategorie: Man trägt sie nur im No-Gi, sie sind meistens aus schnelltrocknendem Material, und viele halten jahrelang. Trotzdem gilt: Zwei bis drei Shorts sind das Minimum, wenn man regelmäßig No-Gi trainiert.
Auch Shorts nehmen Schweiß auf – und oft mehr, als man denkt. Wer sie vor dem waschen nicht auslüftet, sondern zusammengeknüllt liegen lässt, wird schnell merken, dass sich Bakterien und Gerüche festsetzen. Und genau wie bei Rashguards gilt auch hier: Schonender Trockner geht – besser ist Lufttrocknung. Die Stretch-Fasern danken es dir.
Ein guter No-Gi-Shorts sitzt mehr oder weniger eng, verrutscht nicht, hat keine kratzenden Reißverschlüsse und einen haltbaren Klettverschluss oder noch besser gar keinen. Billige Modelle verlieren schnell ihre Passform oder das Klett reißt aus – was spätestens beim Sparring unangenehm auffällt. Wer zwei bis drei hochwertige Shorts im Wechsel nutzt, hat langfristig mehr davon als von fünf schlechten.
Hygiene ist keine Nebensache
Neben der Anzahl an Kleidungsstücken geht es vor allem um Pflege. Denn selbst teure Ausrüstung bringt nichts, wenn sie falsch behandelt wird. Der wichtigste Grundsatz ist: nicht in der Tasche lassen. Wer seine nasse Ausrüstung nach dem Training einfach einpackt und Stunden später auslädt, züchtet aktiv Keime.
Besser ist es, den Gi oder Rashguard direkt aufzuhängen, möglichst im Licht oder an der frischen Luft – auch wenn man erst später wäscht. Sonnenlicht hilft sogar dabei, Bakterien abzutöten. Wer zusätzlich auf Hygiene achtet, sollte Sportwaschmittel oder Natron verwenden, um Gerüche dauerhaft zu entfernen.
Nicht zuletzt ist das auch eine Frage des Respekts. Dein Trainingspartner muss jeden Zentimeter deiner Kleidung im engen Kontakt aushalten – er sollte sich dabei nicht ekeln müssen. Saubere Ausrüstung ist kein Extra, sondern Grundvoraussetzung für gutes Jiu-Jitsu.
Fazit: Weniger Stress, bessere Trainingsqualität
Gute Ausrüstung ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für regelmäßiges Training. Wer genug Kleidung hat, muss nicht jeden zweiten Abend waschen, muss sich nicht mit halbtrockenen Gis herumschlagen und kann auch spontan ein zweites Training dranhängen. Gleichzeitig lebt die Kleidung länger – was sich langfristig auch finanziell lohnt.
Niemand muss sich sofort komplett ausstatten. Aber wer ernsthaft trainiert – und das regelmäßig –, sollte sich mittelfristig eine Ausstattung aufbauen, die dem Trainingspensum entspricht. Das heißt: Drei bis vier Gis, mindestens fünf Rashguards, zwei bis drei Shorts. Und natürlich alles pflegen – dann hält es auch.
Wer sich diesen Stress erspart, kann sich aufs Wesentliche konzentrieren: auf den Sport selbst. Und das ist letztlich das, worum es geht.

