BJJ: Der Unterschied zwischen Performance-Training und Skill-Development – und warum es beides braucht
Wenn man im BJJ besser werden will, kann man nicht einfach „trainieren“ und denken, das reicht.
Es gibt zwei grundlegend verschiedene Arten zu trainieren – und die fühlen sich komplett unterschiedlich an:
Performance-orientiertes Training – hier geht’s ums Abrufen, Gewinnen, Umsetzen.
Skill-Development-orientiertes Training – hier geht’s ums Verstehen, Ausprobieren, Verfeinern.
Und das Spannende: Die beiden schliessen sich im Moment oft aus, aber zusammen bringen sie dich viel schneller weiter.
1. Performance-orientiertes Training: Keine Zeit für Denken
In dieser Trainingsform willst du einfach abliefern.
Du willst die Runde gewinnen, den Sweep durchziehen, den Pass verteidigen, den Take Down finishen.
Und zwar sofort, ohne innerlich lange zu überlegen, wie genau der Griff sitzen muss oder ob dein Winkel perfekt ist.
Das hat einen Grund:
Dein Körper kann nicht gleichzeitig auf Höchstleistung gehen und in Ruhe neue Details ausprobieren. Wenn dein Herz rast und die Lunge brennt, schaltet dein System automatisch in den „Mach es jetzt“-Modus.
Das ist wie bei einem Sprung:
Wenn du springst, springst du einfach.
Wenn du im Moment des Absprungs anfängst, über Kniebeugewinkel und Fußstellung nachzudenken, springst du zu spät – oder gar nicht.
Ziel: Im Performance-Training baust du die Fähigkeit auf, ohne Zögern zu handeln und unter Druck das abzurufen, was du schon kannst.
2. Skill-Development-orientiertes Training: Zeit nehmen, Fehler zulassen
Hier ist das Gegenteil gefragt: Tempo rausnehmen, auch mal bewusst in einer Position „hängenbleiben“, um zu spüren, was passiert.
Das bedeutet:
Du merkst, wie sich dein Partner bewegt.
Du testest, wie sich dein Griff oder dein Hüftwinkel auswirkt.
Du lässt zu, dass du den Sweep oder Pass vielleicht nicht schaffst – weil du gerade nicht versuchst zu gewinnen, sondern zu verstehen.
Auch beim Sprung-Beispiel:
Du springst nicht einfach blind, sondern probierst bewusst, wie sich ein anderer Fußwinkel oder mehr Vorwärtsneigung auswirkt – auch wenn du dadurch erstmal schlechter springst.
Ziel: Bewegungen tiefer verstehen, mehr Optionen ins eigene Spiel bringen und neue Lösungen entdecken.
Warum beides wichtig ist
Nur Performance: Du wirst besser darin, das abzurufen, was du schon kannst. Vor allem das Timing und die Intensität werden massiv besser – aber dein technisches Repertoire stagniert.
Nur Skill-Development: Du entwickelst neue Techniken, hast aber Probleme, sie unter Druck anzuwenden, weil du zu sehr im „Nachdenk-Modus“ bist. Das zeigt sich dann vor allem in herausfordernden Runden.
Fazit
Leistung im Wettkampf oder im Sparring unter Druck entsteht nicht zufällig.
Sie kommt aus der Kombination von:
Phasen, in denen du gnadenlos durchziehst, ohne zu zögern.
Phasen, in denen du bewusst experimentierst und dir Zeit nimmst, Dinge zu spüren und zu verstehen.
Oder einfach gesagt:
Manchmal musst du springen, ohne zu denken.
Und manchmal musst du denken ohne zu springen.

