Früh aufstehen für Jiu Jitsu? Ich wurde für verrückt erklärt.

Als ich das erste Mal erzählt habe, dass ich morgens um 6:45 Uhr Jiu Jitsu-Klassen geben will, haben mich viele für komplett verrückt gehalten.

„Da kommt doch keiner.“
„Stehst du am Ende umsonst auf.“
„Die Haupttrainingszeit ist abends, zwischen 18:00 und 20:30 Uhr – warum machst du dir den Stress?“

Und ja – ich habe damals auch gezweifelt. Ich unterrichte abends, komme spät heim – und dann wieder früh raus, nur weil vielleicht zwei oder drei Leute morgens kommen?

Aber irgendetwas in mir hat gesagt: Das kann funktionieren.

Warum nicht auch hier?

In den USA ist das völlig normal. Dort gibt es Morning Classes, bei denen 30, 40 oder mehr Leute auf der Matte stehen. Warum sollte das nicht auch bei uns gehen?
In Deutschland und der Schweiz gab es sowas kaum. Wenn überhaupt, dann zwei Mal die Woche – halbherzig, schlecht besucht, keine Struktur. Ich wollte es anders machen.

Also haben wir angefangen.
Zuerst zwei Mal pro Woche: einmal Gi, einmal NoGi. Dann drei Mal. Jetzt sind wir bei vier Morning Classes pro Woche, und heute früh waren 11 Leute da.

Und es werden mehr.

Wenn das so weitergeht, kann ich noch dieses Jahr den fünften Tag einführen.
Dann trainieren wir Montag bis Freitag jeden Morgen von 6:45 bis 7:45 Uhr.

Und das Beste: Es kommen nicht nur "die Hardcore-Leute".
Es kommen Menschen, die sonst gar nicht trainieren könnten – weil sie abends familiär eingespannt sind, weil sie nach der Arbeit nicht mehr rauskommen, oder weil sie in Schichten arbeiten.

Für viele ist der Morgen die einzige Möglichkeit, regelmäßig Jiu Jitsu in ihren Alltag zu integrieren.

Es geht nicht nur um Training. Es geht um Haltung.

Wer morgens aufsteht, um zu trainieren, bringt eine andere Energie mit.
Die Leute sind diszipliniert, zuverlässig, fokussiert.
Man kennt sich, man baut Vertrauen auf, es bilden sich feste Trainingspartner.

Die Atmosphäre ist ruhig, konzentriert – aber nie verbissen.
Der Vibe ist besonders. Und wer regelmäßig da ist, wird unweigerlich zu einem Teil des Fundaments:
Zu jemandem, an dem sich andere orientieren.

Gerade für Anfänger sind das die ersten Gesichter, die man im Gym wahrnimmt.
Sie setzen den Ton – nicht durch große Worte, sondern durch Präsenz, durch Ernsthaftigkeit, durch das schlichte Auftauchen.

Und all das … ohne Duschen.

Ja, du hast richtig gelesen:
Wir haben aktuell noch keine Duschen.
Und trotzdem stehen da morgens 8, 9, 10 Leute auf der Matte.
Weil sie in der Nähe wohnen. Weil sie danach schnell heimfahren können.
Weil es ihnen das wert ist.

Aber auch das wird sich bald ändern. Duschen sind in Planung. Und wenn wir die haben – wer weiß, wie viele dann noch kommen?

Danke.

Danke an alle, die sich den Wecker stellen.
Danke an alle, die mitgeholfen haben, diese Klasse aufzubauen – Woche für Woche, Training für Training.
Ihr habt aus einer Idee eine Struktur gemacht.
Und aus einer „verrückten Idee“ eine feste Säule in unserem Gym-Alltag.

Morgens trainieren ist kein Geheimtipp mehr.
Es ist ein Statement.

Und ich bin froh, dass wir das gemeinsam aufgebaut haben.

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Blogeintrag: Regelmäßig trainieren