Warum Infektionen und kleine Verletzungen oft in der Wettkampfvorbereitung passieren – und was dahinter steckt
Wenn man sich auf einen Wettkampf vorbereitet, denkt man an härteres Training, vielleicht an Diät, an Taktik – aber selten daran, dass genau in dieser Phase das Risiko für Infektionen oder kleine Verletzungen höher ist als sonst. Das ist aber kein Zufall, sondern hat mehrere Gründe, die wissenschaftlich belegt sind.
1. Höhere Trainingsintensität = mehr Belastung fürs Immunsystem
In den letzten Wochen vor einem Wettkampf steigert man meist die Intensität und/oder das Volumen des Trainings. (zumindest sollte es so sein!) Wer sich natürlich mal wieder kurz vor Schluss anmeldet hat dieses Problem nicht. :)
Intensität heißt: Du gehst härter an deine Grenzen, sparst weniger Energie, und die Erholungsphasen sind kürzer.
Diese Belastung hat einen Nebeneffekt: Dein Immunsystem wird vorübergehend geschwächt.
Forscher nennen das den Open-Window-Effekt.
Das bedeutet: In den Stunden direkt nach einer sehr anstrengenden Einheit sind deine Abwehrkräfte deutlich reduziert. In diesem „offenen Fenster“ können Bakterien, Viren oder andere Krankheitserreger leichter in den Körper eindringen. Je öfter du dieses Fenster öffnest (z. B. durch hartes Training fast jeden Tag), desto mehr schwächen sich die Abwehrkräfte kumulativ.
2. Diät & Gewichtsmanagement verschärfen den Effekt
Wer fürs Wettkampfgewicht abnimmt, reduziert meist nicht nur Kalorien, sondern oft auch Kohlenhydrate.
Weniger Energie = weniger „Baumaterial“ für das Immunsystem.
Vor allem ein Mangel an Kohlenhydraten kann die Produktion von Immunzellen und die Funktion von weißen Blutkörperchen einschränken. Das ist wissenschaftlich gut dokumentiert.
Das heißt:
Dein Körper muss sich gleichzeitig vom Training erholen und mit weniger Energie auskommen.
Infektionen oder Entzündungen haben so leichteres Spiel.
3. Kleine Verletzungen werden häufiger – und gefährlicher
In harten Trainingsphasen entstehen oft kleine Wunden, Kratzer oder Hautabschürfungen.
Gerade im Grappling passiert das schnell: eine Reibung am Gi, ein Mattenbrand, ein kleiner Cut am Ellbogen.
Normalerweise kein Problem – aber in einer Phase mit geschwächtem Immunsystem kann daraus schneller eine Infektion werden.
Klassischer Ablauf:
Winzige Verletzung → unbemerkt oder ignoriert.
Training mit offener Stelle → Schmutz und Bakterien haben freien Eintritt.
Abwehrsystem reagiert verzögert → Schwellung, Rötung, manchmal Fieber.
4. Psychologischer Faktor: „Jetzt darf nichts schiefgehen!“
In der Wettkampfvorbereitung denken viele: „Ich muss jede Einheit mitnehmen, egal was ist.“ Was ja bis zu einem gewissen Punkt ja auch so sein muss.
Das führt oft dazu, dass Warnsignale ignoriert werden.
Kleine Beschwerden werden übergangen, Wunden nicht richtig versorgt – und genau dann passiert’s.
5. Fazit: Kein Drama, aber ein Muster
Das Wichtigste:
Es ist normal, dass in einer harten Vorbereitung kleine Infekte oder Verletzungen auftreten.
Es ist nicht das Ende der Welt, solange man früh reagiert und nicht in ein Risiko rennt.
Perfekt fit auf die Matte zu gehen, ist eher die Ausnahme. Wer nur startet, wenn alles 100 % passt, wird selten starten.
Der Trick liegt im Mittelweg:
Nicht wegen jeder Kleinigkeit absagen – aber auch nicht mit ernsthaften Problemen starten, die dich oder andere gefährden.

