Warum Jiu-Jitsu-Athleten bei Abendveranstaltungen anders kämpfen als auf Turnieren
Wer öfter sowohl Turniere als auch Superfights verfolgt, sieht es sofort:
Athleten kämpfen unterschiedlich – obwohl es dieselben Leute sind.
Mal mit enormem Druck, mal risikoreich, mal erstaunlich defensiv.
Was ist der Unterschied?
Es ist nicht die Matte. Nicht das Können. Und nicht die Tagesform.
Es ist das Ziel.
🎯 Turnierziel: gewinnen. Superfight-Ziel: abliefern.
Bei Turnieren ist die Sache klar:
Wer Gold gewinnt, hat alles richtig gemacht.Wie? Egal.
Wer mit 2:0 oder 1 Advantage in den letzten Sekunden gewinnt, steht trotzdem ganz oben.
Und genau danach trainieren ernsthafte Wettkämpfer: effizient, kontrolliert, regelkonform.
Superfights sind anders.
Hier ist nicht die Medaille das Ziel – sondern die Show.
Athleten werden gebucht, weil sie Klicks generieren, weil sie spektakulär kämpfen, weil sie auffallen.
Gewinnen reicht nicht.
Wenn ein Superfight langweilig ist, war es kein Erfolg – selbst wenn einer klar gewonnen hat.
🧾 Regelwerke definieren den Stil – und die Erwartung
Turniere (egal ob IBJJF, AJP oder ADCC Trials) haben klare Punktesysteme. Wer sie versteht und nutzt, gewinnt.
Viele Champions haben ihren Stil über Jahre perfektioniert – nicht auf Highlights ausgelegt, sondern auf maximal effizientes Gewinnen.
Superfights hingegen laufen oft unter Submission Only, EBI-Overtime oder anderen Modi, bei denen Punkte keine Rolle spielen.
Wer hier passiv ist, verliert Zuschauer. Wer nur kontrolliert, wird nicht mehr eingeladen.
Denn: Wer gebucht wird, soll liefern – spektakulär, aggressiv, sichtbar. Dafür gibt’s das Honorar.
Und nur wer liefert, wird wieder eingeladen.
🥇 Auf Turnieren zählt: Wer gewinnt regelmäßig?
Sponsoren, Rankings, Qualifikationen – alles basiert auf Ergebnissen.
Nicht auf „fast gewonnen“, nicht auf „war ein harter Kampf“.
Nur wer wiederholt Gold holt, wird sichtbar – und ernst genommen.
Turniere sind also nicht der Ort, um sich „auszuprobieren“ oder „Highlights zu sammeln“.Es geht darum, verlässlich abzuliefern, sich durch ein Feld zu kämpfen, körperlich wie mental standzuhalten.Ergebnisorientiert.Ganz egal, wie es aussieht.
📸 In Superfights zählt: Wer bringt Reichweite?
Bei Abendveranstaltungen geht es nicht um Medaillen – sondern um Einschaltquoten, Views, Follower, Brand-Wert.
Wer spektakulär submitted, wird geteilt.
Wer riskiert, polarisiert, auffällt – wird wieder gebucht.
Niemand erinnert sich an einen taktisch cleveren Sieg ohne Action.
Aber jeder kennt die 10-Sekunden-Flying-Armbar auf YouTube.
Das ist kein Makel – das ist das Format.Und es lohnt sich, es zu verstehen, wenn man langfristig präsent bleiben will.
🔄 Zwei Formate – zwei Jobs
Turnierkämpfer müssen abliefern, oft mehrmals am Tag. Sie müssen sich auf Regelwerke einlassen, auf Gegner einstellen, auf Wettkampfstress reagieren.
Der Fokus liegt auf Effektivität.
Superfight-Kämpfer haben einen Gegner, eine Bühne, eine Chance. Sie müssen begeistern.
Der Fokus liegt auf Präsenz.
Beides ist anspruchsvoll.
Aber es verlangt unterschiedliche Herangehensweisen – mental, technisch, strategisch.
Fazit: Wer beides kann, bleibt sichtbar
Die besten Athleten wissen, wie man ein Turnier gewinnt – und wie man auf der Bühne abliefert.
Sie kennen die Regeln – und die Erwartungen.
Sie holen Gold – und generieren Klicks.
Und genau das macht den Unterschied auf dem Weg zum echten Profi.
Wer nur spektakulär kämpft, aber nicht gewinnt, bleibt ein Highlight-Clip.
Wer nur gewinnt, aber nicht auffällt, wird schwerer vermarktbar.

